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16.03.2007 |
Und was ich darunter alles gefunden habe! Alte
Drehbücher, Skripte, Dispositionszettel. Briefumschlag (enthielt Texte für eine besinnliche Weihnachtssendung)
Von diesen Erfolgen beflügelt, meldete ich mich auch bei Film und Fernsehen. Damals wurden oft Darsteller für Filmproduktionen per Zeitungsanzeige gesucht. Man ging zum Casting, stand stundenlang an, wurde betrachtet, interviewt, getestet und meist wieder nach Hause geschickt. Bei der DEFA konnte ich nie einen Fuß in die Tür setzen. Beim Fernsehen aber hatte ich einmal Glück. Es
ging um eine Folge von Polizeiruf 110, und zwar dem inzwischen
mehrfach preisgekrönten „Unheil aus der Flasche“.
Besonders talentiert war ich wohl nicht, da ein Großteil der
gedrehten Szenen wieder herausgeschnitten wurde. Aber knapp 10
Minuten verblieben - ich spielte schließlich den „bösen“
Jugendlichen, der seinen kleinen Bruder zu Einbrüchen in
Geschäften animierte und dessen kleinen Wuchs nutzte, um
durch kleine Fenster, Luken etc. einzudringen. Bei einem Raubzug
verunglückt der Kleine, weil er in eine Vitrine fällt
und ich mache mich aus dem Staub und bleibe bis zum Ende des Films
der unbekannte Mittäter. Mein Name war dummerweise Ulf. In
diesem Film hatte ich auch meine erste und bisher einzige Kußszene
mit einem Mädchen. Die Szene musste sogar mehrmals wiederholt
werden. Das Mädchen stellte nämlich meine Freundin dar,
die mich mit dem Moped abholte. Aber sie war nach dem Kuss immer
zu dumm zum Anfahren. Titelblatt des Drehbuchs von „Unheil aus der Flasche“, Drehbuch und Regie Helmut Krätzig mit Autogramm Auszug aus dem Drehbuch mit „Ulf“ Dispositionszettel ( eine Art Ablaufplan für einen Drehtag) vom Drehtag der Kußszene
In der Folgezeit erhielt ich noch mehrere kleine
Aufträge. Die Produktionsleiterin damals war mir wohlgesonnen
und vermittelte diese. Bei kleineren Sachen ging es einfach, bei
größeren Rollen übersprang ich nur die erste Stufe
des Casting und musste mich ansonsten der Prozedur stellen. Einmal
gab es ein richtiges Duell, da konnten sich die Verantwortlichen
nicht gleich zwischen zwei Darstellern entscheiden. Es gab ein
richtiges Stechen bei den Drehproben (Eifersucht). Drehbuchausschnitt „Himmelblau“
eine mittlere Rolle beim Polizeiruf 110 - „Eifersucht“ und eine Statistenrolle bei einem Fernsehfilms namens „Große Liebe gesucht“. „Eifersucht“ hatte am meisten Spaß
gemacht. Es waren 10 Drehtage in Kühlungsborn. Man kam also
mal aus Berlin heraus. Das Drehteam war sehr angenehm. Drehbuchauszug „Eifersucht“
Der Vorteil war immer, das es schulfrei gab, falls die Dreharbeiten nicht in den Ferien lagen und ein kleines Honorar. Als Minderjähriger erhielt man damals 15,- Mark je Tag und als Volljähriger dann 75,- Mark. Das war nicht schlecht, da man bei normalen Ferienjobs so 3 - 5 Mark die Stunde verdiente und bei weitem nicht so viel Spaß hatte. Naja, so ist das mit den Erinnerungen. Sie sind
wieder hellwach, wenn man nach langer Zeit wieder ein paar
Bezugsobjekte in der Hand hat. Ein schwaches Echo dessen ist vielleicht, dass ich später, vor lauter Krimis, Jura studiert habe und jetzt Rechtsanwalt bin.
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